Weiters im Vorstands- bzw. Gründungsteam der Gesellschaft sind Jürgen Knoblich (IMBA, Institut für Molekulare Biotechnologie sowie MedUni Wien), Elly Tanaka (IMP, Research Institute of Molecular Pathology) Dirk Strunk und Johann Bauer (beide Paracelsus Medizinische Universität Salzburg), Peter Valent (Medizinische Universität Wien), Frank Edenhofer (Universität Innsbruck) und Georg Dechant (Medizinische Universität Innsbruck).
In der Wissenschaft war das Jahr 2023 geprägt von einer Reihe neuer Erkenntnisse aus dem Bereich der Stammzellforschung. Fortschritte bei der Entwicklung von Embryoiden (Embryo-ähnlichen Strukturen) aus Stammzellen ermöglichen völlig neue Einblicke in die Regulation der humanen Embryogenese. Das ist von solch großer Bedeutung, weil die Ursachen dafür, dass viele Embryonen keine Schwangerschaft auslösen können oder zu Fehlgeburten führen, noch nicht verstanden sind und außerdem sehr viele Erkrankungen des Menschen bereits in dieser frühen Phase ihren Ursprung nehmen. Zu den bereits etablierten Organoiden (aus Stammzellen entwickelte kleinste Modelle für Organe) für das Gehirn, die Haut, die Leber, den Darm etc. sind im Vorjahr neue Modelle z.B. für das Herz dazugekommen, die alle dafür eingesetzt werden können, um die Entstehung entsprechender Krankheiten besser zu verstehen und neue Therapien zu entwickeln. Eizellen und Spermien, die aus von Hautzellen-entwickelten pluripotenten Stammzellen hergestellt werden, könnten eines Tages Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch neue Hoffnung geben. Und auch die im Jahr 2023 zugelassenen ersten Gentherapien auf Basis der Genschere CRISPR/Cas9 wären ohne vorausgegangene jahrelange Grundlagenwissenschaft im Bereich der Stammzellforschung undenkbar. Bei diesen Gentherapien für die monogenen Erkrankungen Sichelzellanämie und Beta-Thalassämie werden den Patientinnen und Patienten Blutstammzellen entnommen, im Labor geneditiert und danach mittels Infusion wieder zurück in den Körper gebracht.
„In Österreich gibt es Wissenschafterinnen und Wissenschafter, die in verschiedenen Bereichen der Stammzellforschung höchst erfolgreich arbeiten“ sagt Hengstschläger „Um diesen Forschungszweig noch weiter zu stärken wollen wir sie besser vernetzen.“
Polarisierende Schlagzeilen wie „Synthetischer Embryo erzeugt – ohne Befruchtung“ (betreffend neue Forschungsergebnisse an Embryo-Modellen) oder „Forscher haben Mäuse-Babys mit zwei Vätern erzeugt“ (betreffend Forschungsergebnisse im Bereich Stammzell-basierter Eizellen und Spermien) zeigen einmal mehr, wie wichtig Wissenschaftskommunikation in diesem Forschungszweig ist. Zusätzlich verdeutlichen sie aber auch die hohe Relevanz eines laufenden ethischen Diskurses in diesem Bereich.
„Sowohl den enormen wissenschaftlichen Entwicklungen als auch der Bedeutung der ethischen Diskussion wollen wir bei der Tagung unserer Gesellschaft am 20. Juni 2024 in Wien Rechnung tragen“ so Hengstschläger.
Zur Person
Univ. Prof. Dr. Markus Hengstschläger ist Leiter des Instituts für Medizinische Genetik und Organisationseinheitsleiter des Zentrums für Pathobiochemie und Genetik an der Medizinischen Universität Wien. Er ist u.a. stellvertretender Vorsitzender der österreichischen Bioethikkommission, Aufsichtsratsvorsitzender der Gesellschaft für Forschungsförderung Niederösterreich, Kuratoriumsmitglied des Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds und Gründer und Leiter des Symposiums „Impact Lech“.